Vor rund zwei Wochen beherrschte eine ungewöhnliche Schlagzeile die Medien im deutschen Sprachraum. Der erst 17-jährige Österreicher David Wang hatte den Weltmeister-Titel im Doppel beim ersten Fortnite World Cup gewonnen und nahm dafür ein Preisgeld von drei Millionen Dollar mit nach Hause. Sein Sieg rückte die E-Sports-Szene in den Mittelpunkt des Interesses einer Öffentlichkeit, die grundsätzlich wenig über diese Veranstaltungen weiß.
Start mit 20 Teilnehmern
Dabei reichen die Anfänge dieser Turniere 47 Jahre in die Vergangenheit zurück. Die ersten Videospiel-Turniere fanden bereits im Jahr 1972 an der Stanford University in den USA statt. Bei den Intergalactic Spacewar! Olympics traten immerhin 20 Spieler in Fünf-Mann-Teams gegeneinander an. Damit war ein Anfang gemacht. Der Weg, bis hin zu weltweit gestreamten Massen-Events mit Millionen Dollar an Preisgeldern, war allerdings noch weit. Als Preis für ihren Sieg erhielten die Gewinner damals noch ein Jahresabo für die amerikanische Musikzeitschrift „Rolling Stone“.
In den 70er Jahren drangen Videospiele langsam in den Mainstream vor, in den 80ern wurden die Wettkämpfe massentauglich. Doch erst die 90er Jahre und das Aufkommen des Internets ermöglichten das Massenphänomen E-Sports so, wie wir es heute kennen. Immer schnellere Breitbandverbindungen vernetzten nicht nur die entlegensten Ecken des Planeten, sondern auch die Gamer. Riesige Communities entstanden. Vorreiter war die Firma Nintendo, die die ersten Nintendo World Championships auf den Weg brachte.
Das erste offizielle E-Sports-Turnier der Geschichte fand 1997, während der E3 im World Congress Centre, in den USA statt. 2.000 Gamer hatten zuvor online um die 16 Finalplätze gezockt, die Gewinner wurden extra in die USA eingeflogen.
Im Jahr 2002 brachte Microsoft die X-Box live auf den Markt. Sie ermöglichte Online-Spiele auf der Konsole und sorgte so für den endgültigen Durchbruch von E-Sports. Die Turniere wanderten von den Sälen und den lokalen LAN-Partys in die Kongresszentren dieser Welt. Der Zulauf zu den Veranstaltungen nahm riesige Ausmaße an. E-Sports war geboren.
Die deutsche Szene
E-Sports hat längst auch Deutschland im Sturm erobert. Die Szene wird durch die Electronic Sports League (ESL) Pro Series (eine Art Bundesliga des E-Sports) und zahlreiche kleinere Turniere geprägt. Der durch E-Sports generierte Umsatz in Deutschland steigt stark an und liegt mittlerweile bei rund 90 Millionen Euro pro Jahr.
Eine Studie des weltweit tätigen Beratungsunternehmen Deloitte aus dem Jahr 2018 sieht E-Sports im Mainstream Markt angekommen. 2020 sollen die Umsätze in Deutschland laut Deloitte schon ein Niveau von 130 Millionen Euro pro Jahr erreichen. Diese werden vorwiegend in den Bereichen Sponsoring und Werbung erzielt. Die Werbewirtschaft ist naturgemäß von der Szene angetan, schließlich ist die junge und digital affine Zielgruppe hier besonders stark vertreten. Ist diese über klassische Werbekanäle nur noch sehr schwer erreichbar, stellt dies bei E-Sports kein Problem dar und wird daher entsprechend gerne genutzt.
Der Verband „game“ vertritt die Interessen von Spieleanbietern, Entwicklern und Publishern und hat sich zum Ziel gesetzt die Anerkennung von E-Sports als Sportart zu erreichen und damit in weiterer Folge eine olympische Perspektive aufzubauen. E-Sports ist damit auch in Deutschland eine weitere Ergänzung des umfangreichen klassischen Angebots an Sportveranstaltungen, wie Ball- und Mannschaftssportarten, geworden.
Milliardengeschäft E-Sports
Die Preisgelder bei E-Sports sind gewaltig. So gab es bei der Fortnite-Weltmeisterschaft insgesamt 30 Millionen Dollar zu gewinnen. Jeder, der sich im Vorfeld für die Weltmeisterschaft qualifiziert hatte, konnte bereits vor Beginn mit einem Preisgeld von zumindest 50.000 Dollar rechnen. Das klingt nach viel Geld, ist es aber nicht. Der Entwickler von Fortnite, die Gaming-Schmiede Epic Games soll im Vorjahr einen Jahresgewinn von rund drei Milliarden Dollar gemacht haben. Rund zwei Drittel davon soll alleine der Dauerbrenner Fortnite eingespielt haben.
David Wang, bzw. “aqua”, wie sein Spieler-Alias lautet, hat sich jedenfalls seinen Platz im Olymp des E-Sports gesichert. Als er sich im Juli mit seinem Teamkollegen Bergquist “Nyhrox” Pedersen aus Norwegen gegen 49 Teams durchsetzte, waren nicht nur tausende Fans live vor Ort, sondern auch Millionen Fans per Internet-Stream mit dabei. Sein Jubel, als er die Siegertrophäe nach oben stemmte, unterschied sich gar nicht so sehr von dem anderer erfolgreicher Sportler.
“Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das ist verrückt”, kommentierte der 17-Jährige Österreicher seinen Erfolg. Wang wird zukünftig sicherlich vielen E-Sports-Spielern als Vorbild dienen. Wer möchte nicht selbst einmal vor tausenden Fans im Arthur Ashe Tennisstadion in New York zum besten Fortnite-Spieler der Welt gekürt werden? Dass sich dieser Traum tatsächlich realisieren lässt, hat Wan eindrucksvoll bewiesen.