Mehr als fünf Millionen Zocker allein in der Bundesrepublik Deustchland können nicht irren: Poker macht Spaß. Das gilt genauso für das reine Freizeitvergnügen unter Freunden oder im Online-Casino wie für das Turnierspiel.
Die deutsche Poker-Bundesliga ist dabei für viele ernst zu nehmende Pokerspieler der Einstieg in eine sportliche Karriere, die vom Tisch in der Gastwirtschaft um die Ecke bis in die hochkarätigen Säle der großen Turniere führen kann.
Qualifikationsrunden für die deutsche Meisterschaft finden regelmäßig in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und im Saarland statt.
Gewinner der 13. Deutschen Bracelet Meisterschaft war 2022 der Berliner Horst Böschen, der sich gegen 23 weitere Finalisten durchsetzte. Mehr als 1000 Zocker waren insgesamt im Kartenduell um das Bracelet angetreten.
Neu bei der Meisterschaft war ein Finale der Ranglistenbesten der deutschen Poker Bundesliga. Hier holte Sinan Calimli aus München den begehrten 1. Platz.
Die gesamte deutsche Meisterschaft bildete einen Teil der seit 8 Jahren stattfindenden European Poker Sports Championship.
Während es Ligen mittlerweile fast in der gesamten Bundesrepublik gibt, finden die großen Turniere im Poker in Deutschland überwiegend in Berlin, Hamburg und Leipzig statt.
Die Hauptstadt ist dabei einer der Ausrichter der European Poker Tour. Der europäische Ableger der World Poker Tour ist das größte Turnier auf dem Kontinent, und das ausgespielte Preisgeld ist das höchste außerhalb der USA.
Seit 2010 macht die EPT in Berlin Station. Zuvor war die Dortmunder Spielbank Hohensyburg mehrere Jahre lang Schauplatz des Megaevents. Der Erfolg des Dortmunder Turniers machte in einer Ironie des Schicksals den Umzug notwendig, weil das Grand Hyatt in Berlin schlicht viel mehr Teilnehmern Platz bot.
Kleiner als in Berlin, aber dabei kaum weniger abwechslungsreich ist auch das Freizeitprogramm in Dortmund, mit dem sich die Pokerspieler vor dem Turnier und hinterher unterhalten können.
Kunst und Kultur, Fußballmuseum und Florianturm, Kneipen und Kulinarik sorgen für Abwechslung und Ablenkung vor wichtigen Turnieren.
Ein etwas kleineres Angebot an Sehenswürdigkeiten als in Berlin kann sogar ein Vorteil sein, weil die Zocker sich Unterhaltung verschaffen können, ohne sich in den Verlustigungen zu verlieren.
Die German Poker Tour macht regelmäßig in diversen Städten Halt, so dass so gut wie jeder ambitionierte Pokerspieler ohne allzu weite Anreise sein Können auf die Probe stellen kann.
Der Hauptevent, bei dem der Titel Deutscher Poker Meister verliehen wird, hat bei der Struktur die World Series of Poker und die European Poker Tour als Vorbild. Ausgetragen wird das Main-Event regelmäßig in der Spielbank Schenefeld vor den Toren Hamburgs.
Jede große Turnierserie hat dabei ihre eigenen Bracelets und Meisterschaften, so dass doppelte Titel im Poker keine Seltenheit darstellen.
Eine andere Attraktion in der Sportwelt ist im kleinen, direkt an der schleswig-holsteinischen Landesgrenze gelegenen Schenefeld die Trabrennbahn. In der benachbarten Hansestadt Hamburg locken Hafen, Elbphilharmonie, Museen, Parks und Nachtleben aller Art.
Nach der German Poker Tour ist die Deutsche Bracelets Meisterschaft das größte nationale Pokerturnier. Bis zu 1000 Zocker treffen sich alljährlich im Westin in Leipzig, um das begehrte Bracelet zu gewinnen. Im Gegensatz zu den Kartenduellen in Berlin und Hamburg ist hier das Buy-In mit 50 Euro niedrig genug, um auch weniger erfahrenen Zockern eine Chance zu bieten, ohne von Anfang an große Summen hinblättern zu müssen.
Wer sich in Leipzig erfolgreich gegen die Mitspieler durchsetzen kann, wird außer mit dem Bracelet auch mit Tickets zu international hochdotierten Turnieren belohnt.
Ein guter Einstieg in Poker als Turniersport sind die German Poker Days, die das gesamte Jahr über stattfinden. Mit einem Startgeld von 15 Euro und Sachpreisen als Gewinn sind die 3 bis 5 Turniere wöchentlich ein nützliches Training, ohne allzu viel zu riskieren.
Hinzu kommt, dass bei den im gesamten Land stattfindenden Poker Days Punkte erzielt werden, die wiederum in eine Rangliste einfließen. Die 50 besten Zocker qualifizieren sich am Ende für das Finale in der German Poker Tour und damit eines der ganz großen Turniere, bei dem die Stars der Szene antreten.
Während die USA weiterhin als Hochburg der Pokerasse gelten, können auch die deutschen Zocker mühelos auf höchstem Niveau mitmischen. Dazu hat vor allem das Online-Spiel beigetragen, welches von vielen Zockern als idealer Übungsgrund angesehen wird, weil sich hier jeder Spielzug mühelos zwecks späterer Analyse notieren lässt und zugleich andere Ablenkungen ausgeschaltet werden können, die am echten Pokertisch nicht zu vermeiden sind.
Sich online auf das Studium des auf Mathematik und Psychologie basierenden Spiels vorzubereiten war unter anderem das Erfolgsgeheimnis des Überraschungssiegers beim Main Event der World Series of Poker 2011. Der damals erst 22 Jahre alte deutsche Pius Heinz, der das Kartenspiel am Computer im Studium in Wien für sich entdeckt hatte, reiste als fast Unbekannter in Las Vegas an und als Weltmeister mit einem Topf von 8,7 Millionen US Dollar wieder ab.
Heinz, dem eine Riesenkarriere als Profi vorausgesagt wurde, bekannte sich allerdings später zu einer gewissen Müdigkeitserscheinung, was das Spiel und vor allem Live-Turniere anbetrifft. Statt sich vollkommen aufs Pokern zu konzentrieren, genügte es ihm, es bald wieder als ein Hobby oder maximal einen Nebenberuf anzusehen.
Dass Pokertalent keine Frage des Alters ist, bewies 2019 Hossein Ensan. Der damals 55 Jahre alte Münsteraner, der von Kollegen weltweit aufgrund seiner Fairness geschätzt wird, wurde in Las Vegas als zweiter Deutscher zum Pokerweltmeister gekürt.
Außer dem Bracelet im Main Event gewann Ensan einen Topf in Höhe von 10 Millionen US Dollar.
Zwei Jahre später holte erneut ein Deutscher den Titel. Koray Aldemir aus Berlin, der 2006 auf einer Silvesterparty das Pokerspiel für sich entdeckt hatte, wurde als Weltmeister um 8 Millionen Dollar reicher. Die Gesamtgewinne des mittlerweile in der bei Pokerspielern sehr beliebten österreichischen Hauptstadt Wien lebenden Aldemir belaufen sich inzwischen auf mehr als 20 Millionen Dollar.
Erfolgreichster deutscher Pokerspieler aller Zeiten ist Fedor Holz. Der 1993 in Saarbrücken geborene Zocker hat es mittlerweile auf Gewinne von mehr als 30 Millionen US Dollar gebracht – und das, obwohl er im Laufe seiner bisherigen Karriere nur ein Bracelet gewonnen hat. In diesem Jahr gelang es ihm endlich, nach zehn Jahren als Profispieler bei einem High Roller Event der World Series of Poker den Sieg und ein Preisgeld in Höhe von fast 5 Millionen Dollar zu holen.
An zweiter Stelle, was die Gewinneinnahmen betrifft, liegt der mittlerweile in Großbritannien ansässige gebürtige Berliner Rainer Kempe. Obwohl er bislang kein einziges Bracelet holen konnte, waren seine Erfolge beständig genug, um ihn um mehr als 20 Millionen US Dollar reicher zu machen.
Derartige Ergebnisse sind allerdings absolute Ausnahmen. Erfahrene Spieler sind sich bewusst, dass die Pokerregeln zwar binnen weniger Minuten verstanden werden können, aber die Feinheiten des Spiels ein lebenslanges Studium erfordern.
Doch auch ohne sich an die Spitze der Pokerwelt zu setzen, macht das schlaue Spiel Spaß, ob nun am Wohnzimmertisch mit Freunden, beim Ligenspiel in der Gastwirtschaft um die Ecke oder bei einem der vielen Turniere in Deutschland gezockt wird. Mehr als 5 Millionen Pokerfans können nicht irren.